Was ändert sich bei den Netzentgelten Strom 2026?
Steigende Stromkosten belasten Unternehmen seit Jahren erheblich – ein wesentlicher Kostentreiber sind dabei die Netzentgelte. Ab 2026 plant die Bundesregierung nun einen Zuschuss von 6,5 Milliarden Euro, um die Übertragungsnetzentgelte zu senken. Doch was bedeutet das konkret für Ihr Unternehmen? Welche Entlastung können Sie tatsächlich erwarten?
Die Antwort darauf ist nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Denn die Entlastungswirkung wird regional und je nach Kundengruppe sehr unterschiedlich ausfallen. Für manche Unternehmen könnte der Zuschuss eine spürbare Entlastung bringen, für andere hingegen nur marginale Effekte haben.
In diesem Artikel beleuchten wir detailliert, wie sich der Bundeszuschuss auf die Netzentgelte auswirken wird, welche Faktoren die Höhe Ihrer Entlastung beeinflussen und was Sie als Entscheider jetzt wissen müssen.
Die Struktur der Netzentgelte verstehen
Um die Auswirkungen des Bundeszuschusses einordnen zu können, ist es wichtig, zunächst die grundlegende Struktur der Netzentgelte zu verstehen.
Netzebenen und deren Einfluss auf Ihre Kosten:
Das deutsche Stromnetz ist in verschiedene Ebenen unterteilt:
- Übertragungsnetz (Höchstspannung): 220/380 kV – betrieben von den vier Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB)
- Hochspannungsnetz: 110 kV
- Mittelspannungsnetz: 10-30 kV
- Niederspannungsnetz: 230/400 V
Je nachdem, auf welcher Netzebene Ihr Unternehmen angeschlossen ist, zahlen Sie unterschiedliche Netzentgelte. Dabei gilt: Je niedriger die Netzebene, desto höher die Netzentgelte pro Kilowattstunde. Der Grund: Auf jeder Ebene fallen zusätzliche Kosten für Transformation und Verteilung an.
Warum sind Übertragungsnetzentgelte wichtig?
Die Übertragungsnetzbetreiber bilden das Rückgrat unserer Stromversorgung. Sie sind verantwortlich für:
- Den Transport von Strom über große Entfernungen
- Die Stabilität des Gesamtsystems
- Den Ausbau des Netzes für die Energiewende
- Die Integration erneuerbarer Energien
Die Kosten für diese Aufgaben werden über die Übertragungsnetzentgelte auf alle Stromverbraucher umgelegt. Mit der Energiewende sind diese Kosten in den letzten Jahren deutlich gestiegen – ein Trend, der sich ohne staatliche Eingriffe fortsetzen würde.
Warum die Übertragungsnetzentgelte regional so unterschiedlich sind
Eine wichtige Erkenntnis vorweg: Die Übertragungsnetzentgelte unterscheiden sich regional erheblich. Dies ist kein Zufall, sondern hat strukturelle Gründe.
Die vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland
Deutschland ist in vier Regelzonen aufgeteilt, die von unterschiedlichen Übertragungsnetzbetreibern verwaltet werden:
- 50Hertz: Ostdeutschland
- Amprion: Großteile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bayern
- TenneT: Nord-Süd-Achse von Schleswig-Holstein bis Bayern
- TransnetBW: Baden-Württemberg
Regionale Unterschiede bei den Kosten
Die Kostenstrukturen dieser vier Netzbetreiber unterscheiden sich deutlich:
Hoher Wind- und Netzausbau im Norden und Osten: In den Gebieten von 50Hertz und TenneT fallen durch den massiven Ausbau erneuerbarer Energien und den notwendigen Netzausbau hohe Kosten an.
Geringere Verbrauchsdichte in diesen Regionen: Diese Kosten müssen auf vergleichsweise wenige Verbraucher umgelegt werden.
Ballungsräume im Westen und Süden: In den Gebieten von Amprion und TransnetBW sorgt eine höhere Verbrauchsdichte dafür, dass sich die Kosten auf mehr Abnehmer verteilen.
„Die Unterschiede bei den Netzentgelten entstehen nicht durch Zufall, sondern auch durch die EnergieWende selbst. Dort, wo viel Windstrom eingespeist und Netzausbau stärker betrieben wird, entstehen auch die höchsten Kosten.“
Markus Barella
Die Wirkung des Bundeszuschusses 2026
Der angekündigte Bundeszuschuss von 6,5 Milliarden Euro wird direkt in die Übertragungsnetzentgelte fließen. Doch die Entlastung wird nicht überall gleich ausfallen.
Proportionale Entlastung je nach Region
Die Entlastungswirkung des Zuschusses verteilt sich proportional zu den bestehenden Kosten:
- Regionen mit hohen Übertragungsnetzentgelten (vor allem im Norden und Osten) werden stärker entlastet
- Regionen mit niedrigeren Entgelten (vor allem im Westen und Süden) erhalten eine geringere absolute Entlastung
Unterschiedliche Wirkung je nach Kundengruppe
Besonders wichtig für Unternehmen: Die Entlastungswirkung hängt stark davon ab, auf welcher Netzebene Sie angeschlossen sind:
Industriekunden mit direktem Anschluss an die Übertragungsnetzebene:
- Spüren die Entlastung voll
- Größenordnung: 2–3 ct/kWh
Unternehmen in Mittel- und Niederspannung (80–90% des Verbrauchs):
- Spüren nur einen Anteil, da der ÜNB-Anteil an den gesamten Netzentgelten geringer ist
- Größenordnung der Entlastung liegt je nach Region und Netzbetreiber bei ca. 0,2–0,5 ct/kWh
Netznutzungsentgelt Berechnung: So wirkt sich der Zuschuss aus
Wie können Sie nun konkret berechnen, welche Entlastung für Ihr Unternehmen zu erwarten ist? Dies hängt von mehreren Faktoren ab:
Faktoren für die individuelle Entlastungsberechnung
Netzebene Ihres Anschlusses:
- Höchstspannung (direkt am ÜNB): höchste Entlastung
- Hochspannung: mittlere Entlastung
- Mittel-/Niederspannung: geringere Entlastung
Standortregion:
- 50Hertz-Gebiet (Osten): voraussichtlich stärkste Entlastung
- TenneT-Gebiet (Nord-Süd): hohe Entlastung
- Amprion/TransnetBW (Westen/Süden): geringere Entlastung
Verbrauchsprofil:
- Hoher Leistungspreis-Anteil oder hoher Arbeitspreis-Anteil
- Gleichmäßigkeit des Verbrauchs
Beispielrechnung für verschiedene Unternehmenstypen
Beispiel 1: Großindustriekunde (Direktanschluss Höchstspannung)
- Jahresverbrauch: 100 GWh
- Aktuelle ÜNB-Entgelte: ca. 3 ct/kWh
- Potenzielle Entlastung: 2-3 ct/kWh
- Jährliche Einsparung: 2.000.000 – 3.000.000 €
Beispiel 2: Mittelständisches Unternehmen (Mittelspannung)
- Jahresverbrauch: 5 GWh
- ÜNB-Anteil an Netzentgelten: ca. 25%
- Potenzielle Entlastung: 0,3-0,5 ct/kWh
- Jährliche Einsparung: 15.000 – 25.000 €
Beispiel 3: Kleineres Gewerbe (Niederspannung)
- Jahresverbrauch: 250.000 kWh
- ÜNB-Anteil an Netzentgelten: ca. 15%
- Potenzielle Entlastung: 0,2-0,3 ct/kWh
- Jährliche Einsparung: 500 – 750 €
Vergleich zu früheren Zuschüssen
Um die Wirkung des kommenden Zuschusses besser einschätzen zu können, lohnt ein Blick auf frühere staatliche Eingriffe bei den Netzentgelten.
Historische Entwicklung der Bundeszuschüsse
- 2023: Zuschuss von rund 5,5 Mrd. € → Entlastung bis zu 3 ct/kWh auf ÜNB-Ebene
- 2024: Zuschuss gestrichen → ÜNB-Entgelte sprangen deutlich nach oben
- 2026: Geplanter Zuschuss von 6,5 Mrd. € → erneut Entlastung in der Größenordnung von 2-3 ct/kWh möglich
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Gut zu wissen: Auch wenn Sie am Veranstaltungstag verhindert sind – alle Angemeldeten bekommen die Aufzeichnung im Anschluss per E-Mail.
Handlungsempfehlungen für Unternehmen
Was bedeutet der kommende Bundeszuschuss nun konkret für Ihre Energiestrategie? Hier sind einige Handlungsempfehlungen:
Kurzfristige Maßnahmen
Standortspezifische Analyse durchführen:
- Ermitteln Sie Ihre Netzebene und den zuständigen Netzbetreiber
- Prüfen Sie den ÜNB-Anteil an Ihren gesamten Netzentgelten
Budgetplanung anpassen:
- Berücksichtigen Sie die potenzielle Entlastung in Ihrer Budgetplanung für 2026
- Beachten Sie, dass die konkreten Netzentgelte erst im November 2025 veröffentlicht werden
Energieeinkaufsstrategie überprüfen:
- Integrieren Sie die erwarteten Netzentgeltänderungen in Ihre Gesamtstrategie
- Bewerten Sie Vertragsmodelle mit All-inclusive-Preisen neu
Langfristige Strategien
Individuelle Netzentgelte prüfen:
- Atypische Netznutzung: Wenn Ihr Verbrauchsmaximum außerhalb der Hochlastzeiten liegt
- Bandlastvereinbarung: Bei besonders gleichmäßigem Verbrauch
Lastmanagement optimieren:
- Reduzieren Sie Lastspitzen, um den Leistungspreisanteil zu senken
- Implementieren Sie ein intelligentes Energiemanagementsystem
Eigenversorgungskonzepte evaluieren:
- Prüfen Sie, ob eine teilweise Eigenversorgung wirtschaftlich sinnvoll ist
- Berücksichtigen Sie dabei die Entwicklung der Netzentgelte
Fazit: Was Entscheider jetzt wissen sollten
- Der Zuschuss senkt bundesweit die Netzkosten, wirkt aber unterschiedlich stark
- Dort, wo die Entgelte hoch sind, ist die Entlastung besonders groß – das führt zu einer gerechteren Verteilung
- Unternehmen erfahren erst im Verlauf des November 2025, wie sich die Netzentgelte ab 2026 konkret entwickeln
- Nutzen Sie die Zeit bis 2026, um Ihre Energiestrategie zu optimieren und von den kommenden Entlastungen maximal zu profitieren. Eine professionelle Beratung kann dabei helfen, individuelle Potenziale zu identifizieren und gezielt auszuschöpfen.
Unsere Unterstützung für Ihr Unternehmen
Als Energieberatungsexperten unterstützen wir Sie gerne bei der Optimierung Ihrer Energiekosten:
FAQ Übertragungsnetzentgelte & deren Entlastung
Die Netzbetreiber müssen ihre Netzentgelte für das kommende Jahr bis zum 15. Oktober des Vorjahres veröffentlichen. Die konkreten Netzentgelte für 2026 werden also im Herbst 2025 bekannt gegeben.
Ja, durch verschiedene Maßnahmen können Sie Einfluss nehmen: Lastmanagement zur Vermeidung von Spitzen, Beantragung individueller Netzentgelte bei atypischer Netznutzung oder gleichmäßigem Verbrauch, oder durch Eigenversorgung.
Ohne weitere Zuschüsse würden die Übertragungsnetzentgelte wieder ansteigen – ähnlich wie beim Wegfall des Zuschusses 2024. Langfristig ist eine strukturelle Reform der Netzentgelte notwendig.
Nein, die Entlastung wirkt proportional zu den bestehenden Kosten. Regionen mit hohen Übertragungsnetzentgelten (vor allem im Norden und Osten) werden stärker entlastet als Regionen mit niedrigeren Entgelten.
Der ÜNB-Anteil hängt von Ihrer Netzebene ab. Je niedriger die Netzebene, desto geringer der prozentuale Anteil der Übertragungsnetzentgelte an Ihren Gesamtkosten. Bei Mittelspannung liegt er typischerweise bei 20-30%, bei Niederspannung bei 10-20%.
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